Warum du Milchprodukte meiden solltest

Warum du Milchprodukte meiden solltest

Milchprodukte können eine schmackhafte und willkommene Ergänzung in unsere Ernährung sein. Sie können aber auch zu Verdauungsproblemen führen und den Fortschritt bezüglich Körperfettreduktion, mehr Energie und Muskelaufbau behindern. Aus mehreren Gründen, wie ich nachfolgend erläutere.

Laktoseintolleranz

Laktose ist Milchzucker, d.h. die natürliche Form, in der Kohlenhydrate in Milchprodukten ohne zugesetztem Zucker vorkommen. Laktoseintoleranz oder Milchzuckerunverträglichkeit ist eine Stoffwechselstörung – keine Krankheit – die Menschen betrifft, denen das Enzym Laktase fehlt oder bei denen nicht genug davon produziert wird.

Laktase spaltet das Disaccharid (Zweifachzucker) Laktose in seine Bestandteile, die Monosaccharide (Einfachzucker) Galaktose (Schleimzucker) und Glukose (Traubenzucker) auf, damit diese durch die Dünndarmschleimhaut aufgenommen werden können. Ein Mangel an Laktase kann mehrere Ursachen haben. Bei gesunden Menschen wird das Laktase Enzym von Geburt an im Dünndarm produziert, da wir es während der Stillzeit für die Verarbeitung der Muttermilch benötigen. Danach war die Fähigkeit der Verdauung von Milch ursprünglich nicht mehr vorgesehen, jedoch hat sich laut Wissenschaftlern die Fähigkeit, Milch auch im Erwachsenenalter zu verdauen, durch eine Genmutation (Laktasepersistenz) vor ca. 7500 Jahren in einer Region zwischen dem zentralen Balkan und Mitteleuropa unter Milchwirtschaftsbauern entwickelt. Bei Menschen europäischer Abstammung wird Laktase meistens auch noch im Erwachsenenalter produziert. Allerdings schwächt sich die Enzymaktivität nach der Stillzeit in vielen Fällen allmählich auf etwa 5–10 % der ursprünglichen Aktivität bei der Geburt ab, ein Vorgang der Hypolaktasie heißt und der zu einer Laktoseintoleranz führen kann, selbst wenn sie in früheren Jahren noch nicht da war. Heutzutage vertragen ca. 60% der Erwachsenen in Mitteleuropa Milchprodukte. Im Vergleich dazu beträgt die Milchverträglichkeit in Südeuropa lediglich ca. 20%. In den meisten anderen Regionen der Welt besteht eine nahezu komplette Milchunverträglichkeit. Fehlende Laktasepersistenz gilt somit nur in Ländern mit verbreiteter Laktasepersistenz als Nahrungsmittelunverträglichkeit. In allen übrigen Ländern ist dies der Normalzustand bei Erwachsenen.

Ist die Laktaseaktivität zu gering, wird die Laktose nicht oder nur teilweise aufgespalten und kann nicht oder nicht vollständig im Dünndarm absorbiert werden. So erreicht die ungespaltene Laktose den Dickdarm. Dort wird sie von Darmbakterien aufgenommen und vergoren, wobei Laktat (Milchsäure) – das für Wassereinfluss in den Darm sorgt – und Gase entstehen. Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall können die Folge sein.

Laktosefreie Produkte sind nicht viel besser

Bei laktosefreien Milchprodukten wird die Laktose durch die Zugabe von Laktase aufgespalten. Da Glukose und Galaktose süßer schmecken als Milchzucker, schmeckt auch die laktosefreie Milch leicht süßlich. Durch Behandlungen wie das Erhitzen von beispielsweise Joghurts können die Laktase Enzyme aber beschädigt werden und die Laktose wir nicht mehr richtig abgebaut. Zudem werden viele Produkte zusätzlich mit Milchpulver angereichert, wodurch sich der Laktosegehalt erhöht. Auch wenn dies nicht der Fall ist, enthalten laktosefreie Produkte mangels einer eindeutigen Gesetzgebung nicht null Prozent Laktose. Selbst wenn also weniger Laktose enthalten ist, können ein paar Moleküle den Darm reizen. Passiert dies täglich oder sogar zu jeder Mahlzeit, wird der Darm ständig gereizt und kann nicht mehr richtig funktionieren. Dadurch verschlechtert sich die Nährstoffaufnahme und so können weitere Problemen entstehen.

Laktose ist nicht das einzige Problem in der Milch

Eine Laktoseintoleranz ist allerdings keine Milcheiweißallergie. Die Milcheiweißallergie oder auch Kuhmilchallergie ist eine aktive Immunreaktion aufgrund einer echten Allergie gegen Kuhmilch-Eiweiß (primär Casein). Diese kommt bei Säuglingen häufiger als bei Erwachsenen vor. Zudem gibt es Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Kasein und Exorphinen. Exorphine sind Peptide, welche die Verdauung behindern und die, ähnlich Phytoöstrogenen, fortpflanzungsinhibitorisch wirken.

Grundsätzlich ist das primäre Problem mit Milchprodukten Laktose. Das sekundäre Problem ist Milchprotein, vor allem das Casein. 80% des Milchproteins ist Casein. Die verbleibenden 20% sind Molkenproteine. Entgegen der verbreiteten Behauptung ist Casein kein langsam verdauliches Protein, sondern es verlangsamt die Verdauung aufgrund von Mizellen. Diesen Effekt kannst Du beobachten, wenn Du z.B. Milch in Essig kippst. Das Casein flockt auf. Casein wird deshalb langsam aufgenommen, weil es die Darmmotilität verlangsamt und sich zu einem fast ballaststoffartigen Brei entwickelt. Die Verträglichkeit ist sehr schlecht. Nicht verdaute Peptide bleiben im Darm und erhöhen das Entzündungslevel, was mit der Zeit Darmzotten verkümmern lässt und die Nährstoffaufnahme verschlechtert.

Ich empfehle in meinen Artikeln und Büchern Milchprodukte wie Skyr oder Quark, sofern man sie verträgt. In diesem Fall sind sie eine gute und schmackhafte Proteinquelle. Casein als Teil von Milchprodukten ist zudem erfahrungsgemäss besser verträglich als reines Casein insbesondere als Calcium-Caseinat in Form von Proteinpulver. Deuten jedoch Hautunreinheiten, Durchfall, Verdauungsprobleme oder die YPSI Hautfaltenmessung darauf hin, dass du keine Milchprodukte verträgst, wirst du ohne deutlich besser fahren. Ziegen- und Schafsmilch sind z.B. auch deswegen viel verträglicher als Kuhmilch, da sie weniger Casein als Kuhmilch enthalten – allerdings fast genauso viel Laktose. Nuss“milch“, wie Mandel- oder Cashewmilch, ist eine gute Alternative für Menschen, die echte Milchprodukte schlecht vertragen.

Viel Erfolg mit oder ohne Milchprodukte!

Bild: Milch.

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