Ask the Coach #46 – Reisprotein ohne Süßungsmittel & Sucralose?

Ask the Coach #46 – Reisprotein ohne Süßungsmittel & Sucralose?

„Ask the Coach“ ist die Kolumne in der Wolfgang Unsöld Eure Fragen zu Training & Ernährung beantwortet. Das gleichnamige Buch ist im Riva Verlag erschienen und direkt hier erhältlich. 

Frage: Hallo Wolfgang, Hallo liebes YPSI Team, gibt es eine Möglichkeit eure Produkte, speziell das Reisprotein auch ohne den Zusatzstoff Sucralose zu bekommen? Ich sehe keinen Sinn in der Verwendung dieses Süßungsmittels. Wer Süße möchte, süßt nach. Zudem weisen Studien darauf hin, dass die Verwendung solcher Süßungsmittel wenigstens hinterfragt werden sollte. Hier sei die bekannte Studie der israelischen Wissenschaftler genannt (1). Natürlich wird man zu vielen Inhaltsstoffen Studien finden, die unerfreuliche Korrelate finden, oft mit übertriebenen und realitätsfernen Dosen am Tiermodell überprüft. Dies scheint hier nicht der Fall zu sein. Wie seht ihr das? Tl;dr: Sucralose ungünstig. Gibt es auch eine Süßungsmittel-freie Variante bei euch? :-) Liebe Grüße, Tim

WU: Freut mich zu lesen, dass Du Dich mit diesem Thema mehr auseinandersetzt.

Es ist ebenfalls ein Thema zu den ich gerade in letzter Zeit regelmäßig Fragen bekomme.

Ja, es gibt eine Reihe von Studien, die auf mögliche Risiken von Süßungsmittel hinweisen.

Die spezielle Studie, die du in deiner Frage genannt hast, befasst sich mit dem Thema Süßungsmittel und deren Einfluss auf den Blutzucker.

Ich beschäftige mich mit dem Thema Süßungsmittel seit über 15 Jahren regelmäßig.

Gerade in letzten Jahren wurde oft behauptet, dass Süßungsmittel keinen Einfluss auf den Blutzucker haben.

Ein Punkt auf den ich seit Anfang an hinweise ist, dass Süßungsmittel ebenfalls ein Effekt auf den Blutzucker haben können.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Verdauung nicht im Magen-Darmtrakt beginnt.

Denn die Verdauung beginnt außerhalb des Körpers durch sehen, riechen oder einen anderen Stimulus, siehe die Pawlowschen Hunde.

Dementsprechend ist der zweite Schritt der Verdauung im Mund.

Hier laufen mehrere Prozesse ab, einer davon ist, dass der Körper eine Idee von dem bekommt, was auf den Magen-Darm-Trakt zukommt.

Einer der sensorischen Komponenten ist deshalb die Süße.

Das bedeutet auch, wenn ein Produkt tatsächlich keinen Zucker enthält, signalisiert ein süßer Geschmack, dem System, dass hier möglicherweise Zucker kommt, was zu einer Reaktion führen kann.

Und darüber hinaus, wie auch in der Studie angeschnitten, hat natürlich noch das Mikrobiom, die Gesamtheit der Bakterien im Darm, einen Einfluss auf die Blutzuckerreaktion, etwas das ich unter anderem in einer Vorlesung im speziellen im YPSI Online Modul B mehr im Detail anspreche.

Somit ist der Punkt vollkommen richtig, dass Süßungsmittel definitiv kritisch betrachtet werden sollten.

Da die Frage nach gut oder schlecht, jedoch meist keine Frage von schwarz oder weiß, sondern ein relativ langes Spektrum an grau ist, ist die Frage meist nicht, ob etwas gut oder schlecht ist, sondern ob etwas besser ist.

Bezüglich dem Sinn der Verwendung von Süßungsmittel, das ist relativ einfach erklärt:

Man verwendet Süßungsmittel, um etwas genießbar zu machen.

Wenn wir uns hier Alternativen anschauen, ist mehr oder weniger die einzigste, wenn man eine Süßen möchten die Verwendung von Zucker.

Und gerade hier, wenn wir den Einfluss von Zucker im Vergleich zu Süßungsmittel auf den Blutzucker anschauen, ist grundsätzlich die Einwirkung von Zucker auf diesen wesentlich größer.

Ebenfalls hat Zucker eine Reihe von Nachteilen auf das Mikrobiom, die sehr klar wissenschaftlich nachgewiesen sind.

Somit kann in vielen Szenarien das Süßungsmittel grundsätzlich die bessere Option zum Süßem.

Dein anderer Vorschlag, kein Süßungsmittel zu wenden und dann selbst nach zu süßen, ist nur eine Option wenn jemand diesen Aufwand betreiben möchte, was die absolute Mehrheit nicht will.

Die absolute Mehrheit möchte ein Produkt, das schon von Beginn an optimal gesüßt und damit genießbar ist.

Selbst Süßungsmittel in entsprechender Dosierung abzumessen und einem Pulver hinzuzufügen, ist in der Praxis einfach nicht praktikabel.

Um abschließend noch auf deine erste Frage einzugehen, wir haben ausschließlich Reisprotein mit Süßungsmittel im Sortiment.

Da ein neutrales Reisprotein geschmacklich für die absolute Mehrheit eine große Herausforderung ist.

Wir haben lange entwickelt um am Ende des Reisprotein zu machen das wir machen. Und das von vielen als das bestschmeckende Reisprotein auf dem Markt bezeichnet wird.

So verwenden wir unter anderem Kokosunussmilchpulver um den sandigen Eigengeschmack von Reisprotein zu maskieren. Und auch im Verhältnis zum üblichen Standard eine relativ geringe Menge Süßungsmittel.

Wir haben auch viele Pulverprodukte im Sortiment, die komplett ohne Süßungsmittel und Aroma auskommen, wie unser Kollagen, das Creatin Plus und den Glutamin Komplex.

Der Hauptgrund ist da wir Süßungsmittel grundsätzlich als kritisch ansehen und empfehlen daher seit Tag eins den sparsamen Umgang mit diesen.

Wenn du zum Beispiel verschiedene unserer Produkte testest wie zum Beispiel unser Weide Whey und den Amino Elektrolyt Komplex, dann fällt dir auf, dass diese unterschiedlich süß sind.

Wir verwenden grundsätzlich Süßungsmittel ausschließlich in der Menge, die notwendig ist, um ein bestimmtes Pulver genießbar zu machen. Deswegen ist unser Weide Whey am geringsten süß und unser Amino Elektrolyt Komplex am meisten süß im Vergleich.

Wenn du schon mal versucht hast Aminosäuren komplett ohne Süßungsmittel und Geschmack zu trinken, dann weißt du, warum dies für die absolute Mehrheit ungenießbar ist.

Wir sind jedoch auch grundsätzlich hier immer auf der Suche nach Alternativen, so gibt es zum Beispiel den YPSI Amino Komplex (Release im August) in Kapselform.

Hier können wir aufgrund der Kapseln komplett auf Süßungsmittel und Aroma verzichten.

Jedoch wie immer, there is no such thing as a free lunch, das bedeutet, man muss bei diesem Produkt eben Kapseln schlucken.

Das ist für viele kein Thema, manche ziehen jedoch die flüssige Form vor.

Das ist ebenfalls ein Grund, warum wir zwei verschiedene Formen von unserem Multi haben, einmal in Kapselform und einmal in flüssiger Form.

Individuelle Präferenzen und individuelle Toleranzen sind hier verschieden.

Deswegen ist es unser Ziel, ein möglichst großes Spektrum abzudecken, so dass wir Lösungen für jeden finden.

Ein Reisprotein ohne Aroma und Süßungsmittel anzubieten, ist aktuell nicht geplant, da dies für die absolute Mehrheit einfach ungeniessbar ist.

Da wir jedoch Protein Shakes mit wenigen Ausnahmen nur nach dem Training empfehlen, ist dies ein einfacher Weg den Konsum des Reisproteins zu reduzieren.

Auf eben 2-4 mal pro Woche, oder eben in der Frequenz deiner Trainingseinheiten.

Damit ist ein Süßungsmittel definitiv ein Stoff, den man kritisch betrachtet, und den wir von Anfang an sehr kritisch betrachtet haben, und immer auf der Suche sind nach Alternativen sind.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist Sucralose unter den bestehenden Optionen, aus verschiedenen Gründen, die mit Abstand beste Option.

Die primäre Alternative zu diesen Süßungsmittel ist der Zucker oder natürlich auch Süßungsmittel auf Zuckeralkohol Basis, welche jedoch beide ebenfalls sehr kritisch zu sehen sind.

Ja, es gibt natürlich Szenarien, wo wir tatsächlich den Zucker dem Süßungsmittel vorziehen.

Vor allem dann, wenn die notwendigen Mengen an Kohlenhydraten, die eine Person aufgrund des individuellen Bedarfs konsumieren muss, um im Training Leistung zu bringen und vom Training zu Regenerieren und Fortschritt zu machen, dann bietet es sich an Kohlenhydrate ebenfalls in kurzkettiger Form wie Zucker beziehungsweise in Pulverform zu trinken.

Dies ist jedoch ein Szenario das relativ selten vorkommt.

Wenn jedoch jemand einen Kohlenhydratbedarf im Bereich von 700 bis 1000 g pro Tag hat, dann ist ein Kohlenhydrat Pulver, sprich Zucker in verschiedenen Formen, ein ausgezeichneter Zusatz, um den Bedarf an Kohlenhydraten einfacher zu decken.

Und jeder, der schon mal versucht hat im Bereich von 700 bis 1000 g Kohlenhydrate am Tag zu konsumieren, der hat erfahren, welcher Aufwand das ist. 

Zusammenfassend ist mein klare Empfehlung primär Süßungsmittel nur dann zu verwenden, wenn die Vorteile die Nachteile klar überwiegen. Und sekundär die Frequenz zu optimieren.

Wer zwei bis dreimal am Tag Süßungsmittel konsumiert, dem würde ich grundsätzlich klar raten, diesen Konsum auf null bis einmal pro Tag zu reduzieren.

Gerade in letzten Jahren gab es viele Veröffentlichungen zu diesem Thema, die oft bei einigen für etwas innere Aufruhr sorgen.

Die Frage nach der Alternative und nach einem für die individuellen Person nachhaltigen Ansatz ist am Ende vom Tag in der Praxis, die besten Erfolge bringen wird.

Viel Erfolg beim bewussten Einsatz von Süßungsmittel!

Referenzen:
(1)  https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0092867422009199
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