Der Dampfdrucktopf: Zeitersparnis, Geschmack und eine persönliche Reise

Der Dampfdrucktopf: Zeitersparnis, Geschmack und eine persönliche Reise

Manchmal braucht es nur einen Moment, um einen neuen Blick auf etwas zu werfen, das man längst aus den Augen verloren hat.

Für mich war dieser Moment im vergangenen Sommer in Südfrankreich, im Restaurant des Kochs Mauro Colagreco.

Eines der Gerichte, die mich besonders beeindruckt haben, war ein Oktopus.

Seine Textur und Konsistenz waren unvergleichlich – zart, cremig und doch faserig strukturiert, ähnlich wie hochwertiger Mozzarella.

Neugierig fragte ich nach der Form der Zubereitung.

Der Koch kam persönlich an den Tisch und erklärte mir sichtlich begeistert, von meiner Nachfrage, dass er hierfür einen Dampfdrucktopf verwendet habe.

Ein Dampfdrucktopf – ein Gerät, das ich aus meiner Kindheit kannte.

Bei uns zu Hause war er ein Standard in der Küche, besonders für Gulaschsuppe und schnelle Pellkartoffeln.

Doch seit ich vor über 20 Jahren ausgezogen war, hatte ich keinen mehr benutzt.

Inspiriert von diesem Erlebnis bestellte ich mir jedoch noch während der Reise einen Dampfdrucktopf.

Der erste Versuch war der Oktopus – und er gelang genau so wie im Restaurant.

Was folgte, war eine Faszination, ein regelrechtes Eintauchen in die Welt des Dampfdruckkochens.

Nach und nach entdeckte ich die unglaubliche Effizienz und die geschmacklichen Vorteile, die dieses Gerät bietet, wieder besonders für Schmorgerichte und Proteine grundsätzlich.

Diese Reise führte schließlich so weit, dass ich mein erstes Kochbuch mit zehn Rezepten speziell zum Thema „Protein unter Druck“ geschrieben und veröffentlicht habe.

 

Doch was genau ist ein Dampfdrucktopf, wie funktioniert er, und welche Vorteile bietet er?

Was ist ein Dampfdrucktopf?

Ein Dampfdrucktopf ist ein spezieller Kochtopf, der durch Druck und Dampf Lebensmittel schneller und schonender gart.

Das Prinzip ist einfach: Der Topf wird hermetisch verschlossen, sodass sich im Inneren Druck aufbaut, der die Siedetemperatur des Wassers erhöht.

Dadurch garen Lebensmittel nicht nur schneller, sondern auch intensiver.

Moderne Dampfdrucktöpfe sind mit Sicherheitsventilen und mehreren Druckstufen ausgestattet, die es ermöglichen, verschiedene Lebensmittel optimal zuzubereiten.

 

Technische Hintergründe: Druck und Siedetemperatur

Der Schlüssel zur Effizienz eines Dampfdrucktopfs liegt in der Physik. Normalerweise siedet Wasser bei atmosphärischem Druck (1 bar) bei 100 °C.

Im Dampfdrucktopf wird der Druck erhöht, wodurch sich die Siedetemperatur des Wassers auf bis zu 120 °C steigern kann.

Das beschleunigt die chemischen Prozesse im Gargut erheblich.

Garstufe 1 (ein Ring sichtbar): Etwa 0,6 bar Überdruck (insgesamt 1,6 bar), Siedetemperatur ca. 110–115 °C. Ideal für empfindliche Speisen wie Gemüse oder Fisch.

Garstufe 2 (zwei Ringe sichtbar): Etwa 1 bar Überdruck (insgesamt 2 bar), Siedetemperatur ca. 120–125 °C. Perfekt für Schmorgerichte, Fonds und Fleisch.

 

Vorteile des Dampfdrucktopfs

1. Zeitersparnis

Der wohl größte Vorteil: Speisen, die sonst Stunden benötigen, sind in einem Bruchteil der Zeit fertig. Beispielsweise wird ein Rinderschmorbraten in 30–40 Minuten zart, statt 3 Stunden im Ofen.

2. Intensiver Geschmack

Die hohen Temperaturen und die geschlossene Umgebung intensivieren die Aromen, da keine Geschmacksstoffe durch Verdunstung verloren gehen.

3. Schonung von Nährstoffen

Durch die kürzere Garzeit und das geschlossene Garen bleiben hitzeempfindliche Vitamine und Mineralstoffe besser erhalten – ein großer Pluspunkt für gesundheitsbewusste Köche.

4. Energieeffizienz

Da die Garzeit reduziert wird, verbraucht der Dampfdrucktopf weniger Energie als herkömmliche Garmethoden.

5. Vielseitigkeit

Von Schmorgerichten über Ragus bis hin zu Suppen und Fonds und sogar Kompott – ein Dampfdrucktopf ist ein Allrounder in der Küche.

 

Nachteile und Einschränkungen

Trotz seiner vielen Vorteile gibt es einige Einschränkungen:

Kein Einblick während des Kochens: Da der Deckel geschlossen bleibt, ist eine Kontrolle oder das Umrühren während des Kochvorgangs nicht möglich.

Nicht für alle Speisen geeignet: Lebensmittel wie Nudeln, zartes Gemüse oder Reis können matschig werden oder zerfallen. Auch Frittieren ist im Dampfdrucktopf nicht möglich.

 

Vergleich: Dampfdrucktopf vs. traditionelle Methoden

Gericht Dampfdrucktopf  / Kochtopf / Ofen

Rinderschmorbraten 30–40 Minuten / 2,5–3 Stunden / 3–3,5 Stunden

Hülsenfrüchte (getr.) 25–30 Minuten / 1,5–2 Stunden / Nicht geeignet

Pulled Pork 60 Minuten / 3–4 Stunden / 6–8 Stunden

Kartoffeln 6–8 Minuten / 20–25 Minuten / 45–60 Minuten

Huhn 30 Minuten / 1,5 Stunden / 2 Stunden

 

Fazit

Meine Reise mit dem Dampfdrucktopf begann mit einem herausragenden Oktopus in Südfrankreich und hat sich mit meiner Begeisterung für Effizienz entwickelt.

Heute ist er nicht nur ein praktisches Werkzeug in meiner Küche, sondern auch eine Quelle der Inspiration, mit der ich traditionelle Gerichte auf neue Weise entdecke und weiterentwickle.

Das Dampfdruckkochen spart nicht nur Zeit und Energie, sondern öffnet auch die Tür zu intensiven Geschmackserlebnissen und kreativen Möglichkeiten.

Für mich hat es dazu geführt, ein ganzes Buch zu schreiben – und wer weiß, vielleicht inspiriert Dich dieser Artikel, den Dampfdrucktopf ebenfalls (wieder) in deine Küche zu holen.

Ein Versuch lohnt sich – vielleicht beginnt deine Reise ja mit einem Oktopus!

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