Was, wenn die Wissenschaft sagt, dass etwas der richtige Ansatz ist, dieser Ansatz jedoch in der Realität nicht den gewünschten Erfolg bringt?
In der heutigen Zeit, in der wissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend unseren Trainings- und Ernährungs-Alltag bestimmen, verleitet die vermeintliche Sicherheit durch Wissenschaft oft zu einer trügerischen Selbstgewissheit.
Besonders in den Bereichen Training und Ernährung basieren viele ihre Aussagen und Entscheidungen häufig auf wissenschaftlichen Studien, da diese als verlässliche Quellen für "richtige Aussagen" gelten.
Doch genau hier liegt eine erhebliche Gefahr: die Annahme, dass wissenschaftliche Ergebnisse "richtiges Aussagen" sind und uns somit zum Ziel führen.
Diese trügerische Sicherheit kann uns davon abhalten, unsere eigenen Beobachtungen und Erfahrungen sowie objektiv erfasste Daten in den Vordergrund zu stellen und unsere Strategien entsprechend individuell anzupassen.
Inwieweit Wissenschaft die Wahrheit oder nur Gedankenanstoss haben ich bereits in diesem Essay beleuchtet.
Heute geht es darum zu beleuchten in wieweit das Vertrauen auf Wissenschaft statt auf tatsächliche, individuelle Daten tatsächlich zielführend ist.
Oder eben falsche Sicherheit gibt.
Die Dynamik der Wissenschaft
Wissenschaft ist per Definition ein dynamisches Feld.
Neue Studien widerlegen regelmäßig alte Erkenntnisse, und was heute als wissenschaftlicher Konsens gilt, kann morgen oder auch in weiter Zukunft schon überholt sein.
In den Bereichen Training und Ernährung wird dies besonders deutlich.
Ein Beispiel ist die sich ständig ändernde Meinung über die optimale Ernährung für Muskelwachstum oder die besten Methoden für Fettabbau.
Wissenschaftliche Studien, die zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen, sind keine Seltenheit.
Dies liegt unter anderem an unterschiedlichen Studiendesigns, kleinen Stichproben oder der Komplexität menschlicher Biologie, die nicht immer in kontrollierten Umgebungen abgebildet werden kann.
Insbesondere in Training sind Trainingsstatus der Teilnehmer, Dauer der Studie und Kontrolle der Variablen wie Übungsausführung Faktoren, die wissenschaftliche Erkenntnisse limitieren.
In der Ernährungswissenschaft basieren viele Erkenntnisse vor allem auf Selbstberichten, die nachweislich sehr ungenau sind. Hinzu kommen die biochemische Individualität sowie Interessenkonflikte von Einzelpersonen, Industrie und Medien.
Statistische Unsicherheiten
Jede wissenschaftliche Studie ist mit statistischer Unsicherheit behaftet.
Selbst bei rigoroser Durchführung und Analyse kann eine Studie – was insbesondere in den Bereichen Ernährung und Training selten der Fall ist – nur eine Wahrscheinlichkeit für ein Ergebnis liefern, jedoch keine absolute Sicherheit.
Die Variabilität zwischen Individuen macht es noch schwieriger, allgemeingültige Empfehlungen abzuleiten.
Was für die Mehrheit funktioniert, muss nicht zwangsläufig für jeden Einzelnen gelten.
Die Praxis des Trainings und der Ernährung beweist dies täglich.
"Warum hat sie oder er damit Erfolg und ich nicht?"
Diese Frage wird häufig gestellt und weist auf bestehende Unsicherheiten hin. Diese Unsicherheiten werden zwar in wissenschaftlichen Publikationen oft vermerkt, jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung und Medienberichterstattung häufig übersehen oder ignoriert.
Der Einfluss von Trends und Dogmen
Die Orientierung an wissenschaftlichen Erkenntnissen wird oft von Trends und dogmatischen Ansätzen beeinflusst.
Beispielsweise werden bestimmte Diäten oder Trainingsmethoden als überlegen angepriesen, nur um später durch neue Forschung widerlegt zu werden.
Mal ist es High Carb.
Dann Low Carb.
Dann Keto.
Gefolgt von vegan.
Und auf einmal zählen nur Kalorien.
Dies schafft nicht nur Verwirrung, sondern kann auch dazu führen, dass Menschen an Methoden festhalten, die für sie persönlich nicht optimal sind und nicht die gewünschten Erfolge bringen, nur weil sie wissenschaftlich "belegt" sind.
Individuelle Anpassung und kontinuierliche Überprüfung
Die sinnvolle Lösung besteht darin, wissenschaftliche Erkenntnisse als Werkzeug zu betrachten, nicht als Dogma.
Es ist entscheidend, individuelle Daten zu nutzen, um persönliche Fortschritte und Bedürfnisse zu erfassen, zu verstehen und anzupassen.
Subjektive Daten wie das aktuelle Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit, der Schlaf und die Verdauung bieten wertvolle Einblicke in den Gesundheits- und Leistungszustand und die Wirksamkeit von Training und Ernährung.
Gleichzeitig sollten objektive Daten wie durch eine Hautfaltenmessung oder Neurotransmitter Assessment herangezogen werden, um eine umfassende Bewertung zu ermöglichen.
Diese Daten erlauben es, individuell den aktuellen Status genau zu bestimmen und Veränderungen zu quantifizieren.
Es ist entscheidend im Kontext von Training und Ernährung grundsätzlich das Individuum über die Wissenschaft zu stellen.
Auf dieser Grundlage können Strategien angepasst und kontinuierlich überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich wirksam sind und den gewünschten Fortschritt bringen.
Fazit
Die trügerische Sicherheit durch Wissenschaft kann uns in die Irre führen, wenn wir sie als unumstößliche Wahrheit betrachten.
Besonders in den dynamischen Feldern von Training und Ernährung ist es entscheidend, wissenschaftliche Erkenntnisse mit individueller Erfahrung und kontinuierlicher Überprüfung zu kombinieren.
Und letzteres ist im individuellen Fall immer aussagekräftiger.
Indem wir sowohl subjektive als auch objektive Daten nutzen, können wir fundierte Entscheidungen treffen und unsere Strategien flexibel anpassen.
Nur so halten wir das Schiff stets auf Kurs und optimieren unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit auf nachhaltige Weise.
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