„Ask the Coach“ ist die Kolumne in der Wolfgang Unsöld Eure Fragen beantwortet. Das gleichnamige Buch ist im Riva Verlag erschienen und direkt hier auf Amazon erhältlich.
Frage: Hallo Wolfgang, ich habe eine Ernährungsfrage, auf die ich bisher keine Antwort gefunden habe: Ich habe gelesen/gehört, dass der Verzehr von Rotwein – in Maßen genossen – als gesundheitsfördernd gilt aufgrund seiner enthaltenen Flavonoide. Ist dem wirklich so? Ich habe bisher weder durch Internet Recherche noch Durch Bücher eine schlüssige Antwort erhalten. Würdest du einem Klienten den Verzehr ein paar weniger Gläser in der Woche empfehlen Oder hast du die Frage vielleicht schon einmal irgendwo beantwortet? In deinen Büchern habe ich bisher keinen entsprechenden Eintrag gefunden. Marius B.
WU: Marius, das ist eine gute Frage, die mir auch gelegentlich gestellt wird. Auf das komplette Thema Alkohol gehe ich immer im Rahmen des Modul 4 Seminars ein. Speziell um Wein ranken sich viele Mythen.
Grundsätzlich ist Wein sicherlich die „gesündeste“ aller Formen des Alkohols. Nicht nur auf Grund des hohen Gehalts an Flavonoide und auch des Antioxidants Resveratrol.
Einige der Vorteile des Wein-Konsums sind:
Längeres Leben – Unter anderem hat eine Studie der griechischen Insel Ikaria, ein Gebiet in dem die mitunter ältesten Menschen der Welt leben ergeben, das der regelmässige Konsum von Wein hierfür verantwortlich ist. Dasselbe Phänomen wurde auch auf den Inseln Kreta und Sardinien beobachtet (1). Ebenfalls hat die Harvard Universität einen positiven, aktivierenden Effekt des im Wein enthaltenen Resveratrol auf das SIRT1 Gen bestätigt, das die Zeltalterung bremst und somit einen lebensverlängernden Effekt haben kann (2).
Verbesserte Leberfunktion – Ein Studie der UC San Diego Medical School das der regelmässige Konsum von Wein – in diesem Fall ein Glas pro Tag – einen positiven Effekt auf die Leberfunktion und – gesundheit hat (3).
Länger, besser sehen – Eine Studie der George Washington University School of Medicine zeigte einen positiven Effekt von Weinkonsum auf eine Reduktion der altersbedingten Einschränkung der Sehfähigkeit (4).
Weissere Zähne – Ebenfalls zeigte eine Studie aus Spanien, das Wein einen positiven Effekt auf die Bakterien und den Biofilm um Mundraum hat. Dies kann potentiell die Zähne vor Plaque und Degeneration schützen (5).
Verbessertes Blutzuckermanagement – Ebenfalls gibt es zahlreiche Studien, die eine Optimierung des Blutzuckers durch Wein festgestellt haben.
Dies ist ein kleiner Einblick in die viele Vorteile des Weins. Natürlich sind diese Vorteile nicht isoliert zu betrachten. Der Kontext ist entscheidend. Insbesondere sind hier für meine Arbeit drei Faktoren entscheidend.
1. Die Höhe des individuellen Ziels – Ist es möglich seinen Körperfettanteil von 25% auf 15% zu reduzieren und regelmässig ein Glas Wein zu trinken? Sicher. Ist es möglich seinen Körperfettanteil von 15% auf 5% zu reduzieren und regelmässig ein Glas Wein zu trinken? Das ist eher unwahrscheinlich. Selbiges gilt für wichtige Wettkämpfe und Phasen mit hohem Trainingsvolumen. Dieses beide Szenarien korrelieren natürlich ebenfalls mit der Höhe des Ziels. Und beiden ist der ideale Konsum von Wein und Alkohol, den ich empfehle bei Null.
2. Die Menge des Weins – die meisten Studien sprechen von einem moderaten Wein-Konsum. Etwa einem Glas pro Tag. Nicht einer Flasche am Abend. Oder 5 Flaschen pro Woche. Sondern einem Glas am Abend. Dies entspricht etwa einer Flasche pro Woche. Wenn Fitnessziele und eine hohe Lebensqualität das Ziel sind spricht diesem Konsum nichts entgegen.
3. Der Lebensstil – Insbesondere bei Studien zu Weinkonsum sind natürlich auch die weiteren Umstände und der Lebensstil der Probanden zu betrachten. Unter anderem ist es ein Fakt, das sich der Weinkonsum einer Person direkt proportional zu ihrem Einkommen verhält, welches direkt mit Lebensmittelqualität, Urlaubstagen, Sport und weitere positiven Aspekten des Lebensstil korreliert. Wein als isolierter Faktor ist sicher nicht die entscheidende Komponente. Wein ist als Teil von gutem Essen, Freizeit, Sport Sonne und Entspannung der Komponenten, die im gesamten einen Effekt auf Lebenserwartung und -qualität haben.
Ein weiterer Faktor, der meist unterschätzt wird ist das Weißwein die nahezu identischen positiven Eigenschaften wie Rotwein hat(6).
Zusammenfassend ist meine Empfehlung den Weinkonsum zu einem bestimmten Zeitpunkt an die Höhe der Ziele des aktuellen Zeitpunkts anzupassen. Und die Höhe des Weinkonsums auf einige wenige gute Gläser pro Woche zu beschränken. Um so den größten Genuss und Vorteil aus dem Weinkonsum zu ziehen, ohne das sich die Nachteile unter anderem durch die Verstoffwechselung des Alkohols zu groß werden.
Und wenn das Ziel maximaler Fettverlust sowie Aufbau von Muskel und Kraft ist, ist die Devise klar: Kein Alkohol.
Alles Gute mit einem guten Glas Wein zum richtigen Zeitpunkt!
Quellenangaben1. http://www.nytimes.com/2012/10/28/magazine/the-island-where-people-forget-to-die.html 2. http://hms.harvard.edu/news/new-study-validates-longevity-pathway-3-7-133. http://www.medicalnewstoday.com/releases/108001.php4.http://www.medicalnewstoday.com/releases/193101.php5. http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/jf501768p6. http://www.medicalnewstoday.com/releases/60729.phpBild: Rotwein.