Im Kontext von Krafttraining höre ich immer wieder die Aussage:
„Ich mache gefühlt keinen Fortschritt.“
Doch wenn man sich die Definition von Training genauer anschaut, wird schnell klar, dass solche Aussagen oft auf einer falschen Wahrnehmung beruhen.
Training ist per Definition die Durchführung eines strukturierten Programms zur Leistungssteigerung – und das setzt voraus, dass Leistung gemessen wird.
Hier sind die Gründe, warum das Gefühl des Stillstands meist trügerisch ist und was wirklich zählt, um Fortschritte zu bewerten.
Training ist messbar – Gefühle nicht
Die Grundlage eines jeden Trainingsprogramms ist die Messbarkeit von Fortschritt.
Im Krafttraining werden Fortschritte in der Regel primär anhand von Gewicht und Wiederholungen gemessen.
Nur wenn diese Daten kontinuierlich erfasst und überprüft werden, kann man bewerten, ob ein Fortschritt stattfindet.
Das Gefühl, keinen Fortschritt zu machen, basiert oft auf einer subjektiven Wahrnehmung.
Diese Wahrnehmung wird durch viele Faktoren beeinflusst, z. B.:
• Die Tagesform
• Psychologische Erwartungshaltungen
• Externe Stressoren wie Schlafmangel oder Ernährung
Doch diese subjektiven Eindrücke spiegeln nicht immer die Realität wider.
Wenn du in deinem Trainingsprogramm festhältst, dass du in den letzten Wochen die Gewichte gesteigert hast oder mehr Wiederholungen mit der gleichen Technik schaffst, machst du Fortschritte – unabhängig davon, wie es sich anfühlt.
Warum Gefühle nicht messbar sind
Gefühle sind subjektive Erlebnisse, die sich stark von Person zu Person unterscheiden und von zahlreichen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst werden.
Während objektive Messungen in der Wissenschaft und im Training klare, reproduzierbare Daten liefern, entziehen sich Gefühle weitestgehend dieser Klarheit.
Gründe, warum Gefühle schwer messbar sind:
1. Subjektivität: Gefühle sind persönliche Wahrnehmungen, die nicht universell definiert oder erlebt werden können. Was für eine Person „Frustration“ ist, mag für eine andere „leichte Unzufriedenheit“ sein.
2. Abhängigkeit von individuellen Faktoren: Biologie, psychische Verfassung und Umwelt beeinflussen die Gefühlslage – das macht sie schwer standardisierbar.
3. Fehlende Metriken: Anders als Gewicht oder Wiederholungen gibt es für Gefühle keine objektive Messskala. Selbst subjektive Selbsteinschätzungen (z. B. auf einer Skala von 1 bis 10, ohne 7), die bei regelmässiger Erfassung einen Einblick geben, finden selbst in der Praxis quasi nie Anwendung.
4. Kurzfristige Schwankungen: Gefühle sind flüchtig und können sich innerhalb von Minuten ändern, ohne dass sich objektive Faktoren verändert haben.
5. Sprache als ungenaue Übersetzung: Begriffe wie „Zufriedenheit“ oder „Motivation“ sind interpretationsabhängig und schwer greifbar.
Gefühle sind wichtig, um Erlebnisse zu interpretieren, doch sie liefern keine objektive Grundlage für Entscheidungen – etwa im Training.
Fortschritt sollte anhand messbarer Daten bewertet werden, da sie konstant und überprüfbar sind.
Warum Daten der Schlüssel zum Erfolg sind
Fortschritt im Training zeigt sich durch Zahlen, nicht durch Gefühle.
Sobald du anfängst, Daten systematisch zu erfassen, hast du einen klaren Einblick in deine Leistungsentwicklung.
Wichtige Datenpunkte im Krafttraining:
1. Gewicht auf der Hantel: Wenn du in der Lage bist, das Arbeitsgewicht zu erhöhen, zeigt das eine Verbesserung deiner Kraft und Leistungsfähigkeit.
2. Wiederholungen: Kannst du mit dem gleichen Gewicht mehr Wiederholungen absolvieren, ist das ebenfalls ein klares Zeichen von Fortschritt.
Solange du diese Datenpunkte regelmäßig überprüfst und sie eine positive Entwicklung zeigen, machst du Fortschritte – auch wenn es sich nicht immer so anfühlt.
Warum das Gefühl täuschen kann
Das Gefühl des Stillstands entsteht oft, wenn wir uns zu sehr auf kurzfristige Ergebnisse fokussieren.
Doch Training ist ein langfristiger Prozess. Zwischenzeitliche Plateaus oder vermeintliche Rückschritte sind völlig normal.
Gründe, warum du dich täuschen könntest:
Adaptation: Dein Körper passt sich an das Training an. Das Gefühl von Anstrengung kann geringer werden, obwohl du mehr Leistung bringst.
Fehlende Abwechslung: Ein stagnierendes Gefühl kann durch monotone Trainingspläne entstehen, obwohl die Fortschritte noch da sind.
Psychologische Faktoren: Stress oder Selbstzweifel können das Gefühl erzeugen, nicht voranzukommen.
Was tun, wenn du dich stagnierend fühlst?
1. Daten prüfen: Schaue dir deine Trainingsdaten an und überprüfe objektiv, ob du Fortschritte machst.
2. Plan anpassen: Falls du tatsächlich stagnierst, könnte eine Anpassung deines Trainingsplans nötig sein. Das kann z. B. eine Änderung der Wiederholungszahl, des Tempos oder der Übungsvariationen sein.
3. Ernährung und Regeneration: Achte darauf, dass dein Körper ausreichend Nährstoffe und Erholung bekommt. Ohne die optimale Ernährung und Schlafqualität werden Fortschritte ausbleiben.
4. Langfristig denken: Trainingserfolge sind ein Marathon, kein Sprint. Betrachte deine Entwicklung über Monate und Jahre – nicht nur über Wochen.
Fazit
Das Gefühl, keinen Fortschritt im Training zu machen, ist teils unbegründet.
Solange du deine Leistung anhand von objektiven Daten misst und diese Daten eine positive Entwicklung zeigen, bist du auf dem richtigen Weg.
Gefühle sind flüchtig – Fortschritt ist messbar.
Trainiere konsistent, analysiere deine Daten und vertraue dem Prozess.
Dein Erfolg im Krafttraining wird primär nicht durch Emotionen bestimmt, sondern durch die objektiven Ergebnisse deines Trainingsprogramms.